Diskriminierung und Rassismus gehören zur Alltagserfahrung vieler Menschen in Sachsen. Obwohl das zunimmt, kommen diejenigen, die es am stärksten trifft in öffentlichen Diskursen weiterhin kaum vor. Oft wird der Grundsatz „Nicht ohne uns über uns“ nicht beherzigt. Auch darum geht es in dieser Folge. Darin hat Benjamin Naika Foroutan und Rudaba Badakhshi zu Gast. Sie beantworten die soziale Frage: Wie gelingt Zusammenhalt in Vielfalt?
Naika Foroutan ist Co-Direktorin des Deutschen Zentrums für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM) und Professorin für Integrationsforschung und Gesellschaftspolitik an der Humboldt-Universität zu Berlin. Zu ihren Forschungsschwerpunkten zählen internationale Migration, die Transformation von Einwanderungsländern in postmigrantische Gesellschaften, Minderheitenpolitiken, sowie Radikalisierung, Rassismus und Islamismus.
Rudaba Badakhshi ist als Referentin, Trainerin und Moderatorin mit den Schwerpunkten transkulturelle Bildungsarbeit, Antirassismus und Migration tätig und Regionalkoordinatorin Ost bei DaMigra, dem Dachverband der Migrantinnenorganisationen, einem 2014 gegründeten, bundesweiten, herkunftsunabhängigen und frauenspezifischen Dachverband von Migrantinnenorganisationen. Außerdem ist Rudaba Vorsitzende des ZEOK e.V., dem Zentrum für Europäische und Orientalische Kultur, Leipzig, der u.a. in der antirassistischen Bildungsarbeit in Sachsen tätig ist.
Wir diskutieren, wie die plurale Demokratie ihre Versprechen für alle einlösen kann. Es geht um ethnische Ungleichheit, antimuslimische Einstellungen, wie allgemeine soziale Ungleichheit in dem Zusammenhang wirkt und was es in intersektionaler Perspektive zu berücksichtigen gilt. Wir sprechen über die Gründe für die besonders schwierige Situation in Sachsen wie im Osten der Republik, aber auch darüber, wie Vertrauen und Solidarität entstehen können. Naika Foroutan unterstreicht, dass Willkommenskultur zwar narrativ im öffentlichen Diskurs verdrängt wurde, aber real, bei denen, die sie leben nicht in Vergessenheit geraten ist. Als klar war, dass sie den nächsten Zug zurück nach Berlin eh nicht mehr erreicht, haben wir den Abend in der Schaubühne Lindenfels weit überzogen. Aber das ist hoffentlich ein gutes Zeichen – für die Wichtigkeit des Themas, das Interesse der Teilnehmenden, die Qualität ihrer Fragen.
Nach knapp zwei Stunden wünscht sich Rudaba bei der Schlussrunde vom nächsten sächsischen Landtag ein Landesantidiskriminierungsgesetz, und zwar eines, das alle Dimensionen umfasst, dass Allianzen schmieden hilft, dass Diskriminierungen aufgrund von Geschlecht, Herkunft oder zugeschriebener Herkunft, sexueller Orientierung, sozialem Status u.a.m. umfasst. Welches Konzept Naika Foroutan gerne ein und alle Mal von der politischen Agenda nehmen würde, erfahrt ihr im Podcast ebenso wie die Gründe, warum wir ein weites Verständnis von Integration gut gebrauchen können.