Leipzig ist trauriger Spitzenreiter in Sachsen beim Zusammenhang von Kinderarmut in einem Viertel und den dortigen Bildungschancen. Das ist Ausgangspunkt von Folge 3 unseres Podcasts „Die soziale Frage“ (link in Bio). Es geht um Wohnort und Lebenschancen, um steigende Mieten und soziale Segregation von Großstädten – und deren Auswirkungen auf Bildung und soziale Teilhabe.
Die Folge ist nun online. Dafür war am 3. Juni Marcel Helbig in der Schaubühne Lindenfels zu Gast. Der gebürtige Thüringer ist Bildungsforscher, leitet den Arbeitsbereich Strukturen und Systeme am Leibniz-Institut für Bildungsverläufe in Bamberg. Er stellt zu Beginn der Folge Analysen zu 70 Leipziger Grundschulen vor. Demnach erhalten an den 24 Leipziger Grundschulen, in deren Einzugsgebiet weniger als zehn Prozent der Menschen in Armut leben, mindestens die Hälfte der Kinder eine Gymnasialempfehlung. Sind hingegen mehr als 40 Prozent im Umfeld einer Grundschule arm, erhalten dort weniger als ein Drittel eine Gymnasialempfehlung. Dieser Zusammenhang ist nirgends sonst in Sachsen so stark wie in Leipzig. Um zu verstehen, wie es zu Armutskonzentration kommt und soziale Segregation entsteht, bringen wir verschiedene Perspektiven zusammen, historische, ökonomische und soziologische.
Neben Marcel Helbig ist Anja Feichtinger als starke Leipziger Stimme zu Gast. Sie ist Sprecherin für Wohnungspolitik der SPD-Fraktion im Leipziger Stadtrat – und Mitglied im Fachausschuss Stadtentwicklung und Bau. Schnell wird deutlich: Sie kennt sich bestens aus mit Stadtentwicklungspolitik. Mit ihr geht es auch drum, welche Gestaltungsmöglichkeiten Kommunal- und Landespolitik haben, wie etwa Mietspiegel, Mietpreisbremse und soziale Erhaltungssatzungen wirken. Wir diskutieren zudem, inwiefern Schulen soziale Schieflagen kompensieren können, was dabei längeres gemeinsames Lernen und die Mittelzuweisung an Schulen nach Sozialindex bewirken können. Damit gehen wir in eine kurze Sommerpause. Live vor Ort in der Schaubühne Lindenfels geht’s Ende Juli weiter, dann fragen wir unter anderem: Was können wir tun angesichts von zu wenig und zu viel Wasser in der Klimakrise?